Ein besonderes Buch erfordert eine besondere Gestaltung und so ist das Ergebnis von Sabine Manns Beschäftigung mit dem schwarz/weiß gehaltenen Bildband über die Loire Schlösser von eine Besonderheit – auch innerhalb ihres eigenen Werkkontextes.
Blättert man behutsam Seite für Seite dieses großformatigen Kompendiums um, fühlt man sich fast an kostbare, mittelalterliche Buchgestaltungen erinnert. Nur dass hier der ‚Auftrag’ nicht die lebendige Bebilderung von Texten ist: Die Künstlerin wurde durch ein schon bebildertes Buch über die Loire Schlösser inspiriert, dies mit weiteren, assoziativen Bildern zu ergänzen – der Text ist nebensächlich und dient nur später ab und an einer formalen Lösung.
Diese scheinbare Doppelung der Bilder macht auch den Reiz des vorliegenden Künstlerbuches aus. Dies ist eine neue strategische Entscheidung: Nicht die Neuordnung ist ihr Anliegen, sondern – inspiriert durch die friedliche Ästhetik der vorhandenen Fotos – eine weitere, eigene Ästhetik hinzuzufügen, Korrespondenzen zu bilden. So zeigt sich zum Beispiel fast programmatisch eine Buchseite, auf der die runden Außentürme eines Schlosses abgebildet sind, gleich zu Beginn in korrespondierender Kraft mit Stapeln von farbigen Stühlen: Die Stapel greifen die Form der Türme auf, umspielen sie, und ihre Farbe ist eine harmonische Antwort auf den Sandstein der Türme.
Ein Jahr lang hat sie an dem Buch gearbeitet und Seite für Seite gestaltet – das gesamte Buch immer im Blick, auch dies eine neue strategische Entscheidung. Diesmal geht es nicht darum, einzelne Bildseiten gestalterisch abzuschließen sondern auch manchmal durch ‚Durchblicke’, ‚Einblicke‘ oder ‚Ausblicke‘ auf eine nachfolgende Seite zu verweisen. Fenster werden auf einer Basisseite geöffnet, ausgeschnitten und auf der nachfolgenden Seite mit Bildern/Farben hinterlegt – auch hier um den vorhandenen Eindruck durch einen künstlerischen Eingriff malerisch zu verstärken. Und nur bei diesem Verfahren kommt der im Buch vorhandene Text zum Tragen: als formal, ästhetische Notwendigkeit eines ruhigen, eher symmetrischen Durchblicks ohne weitere künstlerische Addition.